“Ich habe mich vergiftet!”
Geschichten aus der Apotheke — Teil 1
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Version vom 26.12.2019 — Bitte bis ganz nach unten scrollen. Danke.
Eine Kundin, die sich von Globuli zu ernähren scheint und sich sogar von der DHU extra Hochpotenzen herstellen lässt, meinte im Gespräch zu mir, sie habe ein Problem.
Dass sie grundsätzlich ein Problem hat, kam jetzt nicht überraschend. Aber ich war gespannt, worauf ihre Aussage hinauslaufen würde.
“Ich habe mich vergiftet!”
Mein erster Gedanke war, dass sie jetzt von mir — ausgerechnet von mir — etwas zum Entgiften haben möchte. Denn, dass sie sich nicht ernsthaft vergiftet haben kann, war eigentlich sofort klar.
“Ich habe einen Teelöffel Aconit Schmerzöl eingenommen und habe davon Bauchschmerzen bekommen.”
Aconit Schmerzöl ist ein anthroposophisches Produkt und auch diese haben in der Regel keine Wirkung, die über den Placeboeffekt hinausgeht.
Das Öl soll Muskel- und Gelenkbeschwerden lindern und Verspannungen lösen.
Gut, da es Kampfer enthält und somit zu einer besseren Durchblutung führen könnte, halte ich das nicht für ganz unwahrscheinlich. Allerdings leistet der giftige Eisenhut in einer D9-Potenz dazu keinen Beitrag.
Ich erklärte ihr also, die Bauchschmerzen kämen sehr wahrscheinlich vom Kampfer und rechnete ihr vor, dass der Eisenhut darin praktisch nicht existent ist.
In 10 g (11 mL) des Öls befindet sich 1 g des Eisenhuts in einer D9 Potenz.
Eine Verdünnung im Verhältnis 1:1.000.000.000
Das heißt 1 g der Verdünnung (11 mL des Öls) enthält 0,000000001 g Eisenhut.
Das Volumen eines Teelöffels entspricht ca 5 mL. Der Einfachheit gehen wir mal von 5,5 mL aus.
Sie nahm also 0,0000000005 g Eisenhut zu sich.
Giftig im Eisenhut sind die Diterpen-Alkaloide, wie zum Beispiel das Aconitin. Pflanzliche Chemie. Wie hoch davon die Konzentration in der geringen Menge Eisenhut ist, die sie zu sich genommen hat, ist natürlich unbekannt.